Damit die letzte Lebensphase lebenswert wird

Es wurde genäht, Gelée gekocht, gestrickt, gebacken und Schmalz hergestellt. Am Freitag konnte der Förderkreis Hospiz Veronika 5500 Euro an das Hospiz Veronika übergeben. 3565 Euro kamen durch Verkäufe herein, den Rest rundete der Förderkreis auf.

Ein Bericht von Dr. Gabriele Böhm (Foto: Melinda Weber)

„Hospize sind nie voll finanziert“, so der Leiter Andreas Herpich. Es sei vorgesehen, dass die Bürgerschaft sie mit tragen helfe. Dass das in Eningen so entspannt ablaufe und man sich voll auf die Hospizarbeit konzentrieren könne, sei dem Förderkreis zu verdanken. Herpich dankte dem Förderkreis und der ganzen Bevölkerung herzlich für die Spende. „Sie ermöglicht, dass wir beispielsweise Schmerzöle für jeden kaufen können und nicht unterscheiden müssen, wer es sich leisten kann und wer nicht.“ Genauso wichtig wie die finanzielle Unterstützung sei auch die ideelle. „Das Hospiz ist im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen. Wir spüren, dass viele draußen unsere Arbeit mittragen. Das hilft auch den Mitarbeitenden. Dieser Raum der Menschlichkeit stützt die Sterbenden.“ Brigitte Werz (79) und Irmgard Merz (85), die sich als „Best Ager“ bezeichnen, haben unermüdlich Herzkissen genäht, gestopft und verkauft. Die Kissen, ursprünglich für brustkrebserkrankte Frauen und die Linderung der Narbenschmerzen gedacht, werden inzwischen auch als Reisekissen oder Nackenrolle verwendet. Für Kinder gibt es die „herzigen Kissen“ mit Tierchen- und Spielzeugmotiven. Durch den Verkauf von 300 bis 400 Kissen jährlich wurden 1395 Euro in einem Jahr erwirtschaftet, wie Kassiererin Sabine Walter mitteilt. Seit dem Beginn der Herzkissen 2012 sind dadurch bis heute unglaubliche 14 250 Euro dem Hospiz zugutegekommen. „Wir wollten schon mal damit aufhören“, sagt Brigitte Werz. „Aber weil die Kissen so gut ankommen, machen wir einfach weiter.“ Waltraud Fetzer (84) näht ebenfalls, allerdings kleine Säckchen mit Spitze, die sie mit herrlich duftendem Lavendel füllt. „Die Nachfrage ist so groß, dass meine Freundin mir mittlerweile Lavendel aus Kroatien schickt“, sagt sie. Seit 2017 sind durch die Duftkissen 1565 Euro zusammengekommen.

 

„Die Hospizqualität ist wichtig für Menschen in der letzten Lebensphase“, sagt Dr. Barbara Dürr, Vorsitzende des Förderkreises. „Es ist unglaublich, mit welchem Eifer und Elan sich Ehrenamtliche dafür einsetzen.“ Dass das Hospiz auch von außen derart unterstützt werde, zeige dessen hohe Akzeptanz. „Tod und Sterben dürfen nicht weggedrückt werden, sondern gehören in die Mitte der Gesellschaft.“ Laut Statistik seien in Eningen in acht Jahren die Hälfte der Einwohner über 65 Jahre alt. „Viele machen sich irgendwann Gedanken, wie das eigene Alter und auch das Sterben gestaltet werden könne.“ Sicher hätte man Angst davor, doch wer das Hospiz besuche, könne sich selbst ein Bild davon machen, wie alles mit der richtigen Unterstützung leichter werde. Mehr noch – manche entdeckten, so Herpich, alte oder neue Hobbies. Bewohner hätten wieder mit dem Fotografieren oder Malen angefangen oder es für sich entdeckt und in ihren Räumen Ausstellungen durchgeführt. „Im Hospiz kann es durchaus eine kreative und erfüllte Zeit geben.“

Mittlerweile ist die Renovierung des Hospizes, die moderne und hellere Räume brachte, abgeschlossen. Auch dies hatte der Förderkreis mit 80 000 Euro unterstützt. Er fördert unter anderem auch die Kunst- und Musiktherapie.

Da deutlich geworden sei, dass auch Angehörige Unterstützung brauchten, wird eine Trauergruppe für alle Interessierte angeboten, die sich einmal monatlich trifft. Am 29. April 2023 ist das Hospiz für alle geöffnet, die die Arbeit dort kennenlernen möchten.

Drucken Schaltfläche