von Norbert Leister
„Sie kriegen mich nicht los“, versprach Dr. Friedrich Vollmer am Dienstagabend während der Mitgliederversammlung des Förderkreises Hospiz Veronika in Eningen. Schon vor 19 Jahren, als das Hospiz seine Arbeit aufnahm, war Vollmer dabei, gleich zu Beginn wurde er zum zweiten Förderkreis-Vorsitzenden gewählt. Als Wolfgang Sautter sein Amt als erster Vorsitzender abgab, folgte ihm Vollmer am 3. Mai 2011 nach, wie Dr. Barbara Dürr in ihrer Laudatio berichtete. „Friedrich Vollmer hat ganz viel Herzblut in die Arbeit für das Hospiz und zur Verbesserung der Lebens-qualität der Gäste investiert“, so Dürr. Jede Menge Veranstaltungen hatte der erste Vorsitzende initiiert, von Konzerten, über Weihnachtsmärkte, Informationsveranstaltungen und vieles mehr.
Obendrein habe Friedrich Vollmer bei jeder Gelegenheit das Gespräch gesucht, um die Menschen von der Be-deutung des Hospizes zu überzeugen. Er tat das sehr erfolgreich, wie auch die Zahlen der Spendeneingänge und der Mitgliederbeiträge der vergangenen beiden Jahre aufzeigten. „Er war immer im Einsatz für sein Baby, das Hospiz“, lobte Barbar Dürr. Vollmer tat das auch über die Land-kreisgrenzen hinaus, ganz wesentlich sei für ihn zudem die Gründung der Stiftung Hospiz Veronika gewesen. „Ja, das stimmt, das freut mich wirklich sehr“, sagte Vollmer dazu. Sichtlich bewegt gab er seinen Rück-tritt bekannt – und das angesichts einer Situation, dass „ich vor fünf Ta-gen noch nicht wusste, ob ich heute Abend an der Versammlung teilnehmen kann“.
Die rund 30 Anwesenden würden „sich vielleicht wundern, warum ich hier im Rollstuhl sitze“, sagte der Vorstandsvorsitzende. „Phänomenal schnell“ sei es gegangen, dass er dort hineinkam. Erst habe er sich bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen, wurde operiert, kam in die Reha – und wurde dort mit Corona infiziert. Woran und worunter er heute leide sei nicht der Ober-schenkelhalsbruch und auch nicht eine in der Zwischenzeit erfolgte By-pass-Operation. Er sitze im Rollstuhl, weil die Nachwirkungen von Corona ihn dorthin brachten. Die Ärzte wüssten nicht weiter, ein Umstand, der ihm selbst, als Arzt, schwer zu schaffen mache. Sichtlich schwer fiel es ihm auch, seine Arbeit und die Verantwortung für den Förderkreis und das Hospiz aufgeben zu müssen. „Die Arbeit mit dem geschäftsführenden Ausschuss war toll.“ Ganz viele Menschen hätten dazu beigetragen, dass der Förderkreis in den vergangenen beiden Jahrzehnten so erfolgreich die Tätigkeit im Eninger Hospiz unterstützen konnte. Dazu gehöre auch seine Frau, an die er seinen besonderen Dank richtete. „Sie hat dazu beigetragen, dass ich die Kraft hatte, mich für den Förderkreis engagieren zu können.“ Kämpferisch gab er sich den-noch, als er betonte: „Sie kriegen mich nicht los, ich werde bei den Mitgliederversammlungen weiter dabei sein.“ Zuvor hatte Barbara Dürr ihn zum Ehrenmitglied des Vereins er-klärt.
Bei den folgenden Wahlen wurden Dr. Dürr und Martin Brauße zur ersten und zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Gleich zu Beginn der Ver-sammlung hatte Andreas Herpich als Leiter des Hospizes Veronika seinen Bericht vorgetragen. „Im vergangenen Jahr hatten wir schnell beschlossen, das Hospiz auch während Corona nicht zu verschließen.“ Weitere Gäste seien aufgenommen und auch die Kontakte zu Angehörigen ermöglicht worden. Eine einzige Frau sei unter Quarantänebedingungen gestorben – weil sie selbst mit Corona infiziert war. Was Herpich ebenfalls ansprach: Im Februar 2020 hatte das Bundesve-fassungsgericht erklärt, dass jeder Mensch das Recht habe, sich zu töten oder sich auch Hilfe dafür zu suchen.
„Wir haben als Hospiz eine eindeutige Stellungnahme dazu abgegeben“, so Andreas Herpich. „Wir führen keinen Suizid durch und dulden ihn auch nicht in unserem Haus.“ Mehr als 1900 Personen seien in den vergangenen 19 Jahren im Hospiz Veronika begleitet worden, „wir haben immer einen Weg gefunden, die Lebensimpulse unserer Gäste zu stärken“. Ein weiteres Thema des Hospiz-Leiters: „Wir wollen die Räumlichkeiten und die Ausstattung im Hospiz zum 20jährigen Bestehen im kommenden Jahr aufwerten.“ Dazu benötige das Haus wiederum die Hilfe des Förderkreises. Der hatte im vergangenen Jahr im ganzen Hospiz für gute WLAN-Verbindung und für die Anschaffung von Tablets sowie von Medikamentenpumpen für die Gäste gesorgt.